Helga Müller ist ein Engel in der Langengrassauer Kirche
Es gibt Menschen, ohne die das kirchliche Leben auf den Dörfern nicht vorstellbar wäre. Sie bereiten Gottesdienste vor, schmücken den Altar und besuchen Kranke und Einsame. Nicht einen Cent wollen sie dafür. Ohne diese «Engel» wäre für die Pfarrer ihr enorm gestiegenes Arbeitspensum kaum mehr zu bewältigen. Helga Müller aus Langengrassau ist solch ein «Engel» schon ein Leben lang.
Helga Müller aus Langengrassau hilft beim Schmücken der Kirche und bei den Vorbereitungen auf die Gottesdienste. Foto: Friedrich
«Wenn ich solche Menschen wie Helga Müller nicht hätte, würde unsere Kirchengemeinde nicht funktionieren», sagt der Langengrassauer Pfarrer Frank Gehrmann. Egal, ob es um das Anschlagen der Liednummern vor dem Gottesdienst gehe, um das Ausschmücken der uralten Feldsteinkirche oder um Fahrdienste für Gehbehinderte, immer sei Helga Müller zur Stelle, so der Pfarrer. Die kleine Frau mit dem milden Lächeln wehrt bescheiden ab: «Nur in der Gemeinschaft können wir das kirchliche Leben aufrecht erhalten.» Und sie nennt weitere Namen: Werner Dreißig, der als Lektor tätig ist sowie seine hilfsbereite Frau, das Ehepaar Rentz, welches die Fahrdienste zu kirchlichen Veranstaltungen übernimmt und nicht zuletzt Helga Müllers Mann Richard, «der aus unserem Wald den Weihnachtsbaum für die Kirche geschlagen hat» Auch für die Gehrmanns findet Helga Müller lobende Worte: «Ohne den Pfarrer und seine Frau Annegret wäre die Pfarrscheune nie so schön ausgebaut worden. Möge Gott uns diese Menschen noch lange in Langengrassau erhalten.»
«Zum Schmücken nutze ich immer die reichen Gaben der Natur», erklärt Helga Müller. Die 73-Jährige erinnert sich an die von hunderten Osterglocken hellgelb erleuchtete Kirche zum Auferstehungsfest 2006. «Als ich eine ältere kranke Dame, die leider nicht mehr selbst die Kirche kommen kann, im Frühjahr besuchte, drückte sie mir 40 Euro in die Hand. Für dieses Geld kaufte ich die Osterglocken. Es war ein herrliches Bild. Wir schenkten der Dame daraufhin ein Foto, worüber sie sich sehr freute», erzählt Helga Müller die Vorgeschichte.
Viele Schicksalsschläge
Ihren festen Glauben an Gott, an das Gute, habe sie von Kindesbeinen an, sagt Helga Müller. Ihr «rollendes R» deutet auf ihre Herkunft aus dem Sudetenland hin. Als 13-jährige wurde sie mit ihrer Familie im Jahre 1945 aus der Nähe von Brünn/Brno in die Luckauer Gegend vertrieben. «Fünf Wochen lebten wir auf der Straße, schliefen im Chausseegraben. Diese unsagbar traurige Zeit konnten wir nur mit unserem Glauben an Gott überstehen», so die Langengrassauerin. Im Jahr 1954 heiratete Helga Müller ihren Mann Richard, einen Langengrassauer. Vor zwei Jahren feierten sie Goldene Hochzeit in der romantischen Langengrassauer Feldsteinkirche.
Freude an ehrenamtlicher Arbeit
«Durch die vielen eigenen Schicksalsschläge ist mir die Kirchenarbeit sehr ans Herz gewachsen» , resümiert Helga Müller. Zwar sei sie nicht mehr als Kirchenälteste tätig, sondern jetzt ihre Tochter Gudrun Grimm, doch bereite ihr trotz des fortgeschrittenen Alters die ehrenamtliche Arbeit noch viel Freude. «Und wissen Sie» , sagt Helga Müller mit leuchtenden Augen, «schließlich ist es eine Ehre, dies tun zu dürfen» .
Von Torsten Richter
Bild zur Meldung: Helga Müller