Kirche Görlsdorf
Die Kirche ist in ihren Ursprüngen im westlichen Abschnitt des Langhauses
ein mittelalterlicher Feldsteinbau mit Umfassungsmauern von einem Meter Stärke. Diesen „Kern“ (vermutlich aus dem 14. Jahrhundert) verlängerte man in den Jahren 1782/83 nach Osten hin – erkennbar an der geringeren Wandstärke. Durch den Anbau querhausartiger Logen erweiterte man die Kirche 1891 zur Kreuzform.
1997 wurde das Kirchendach neu eingedeckt und der Kirchturm saniert. Dabei erhielt er statt der ehemaligen Wetterfahne ein goldenes Kreuz.
Die Glocken stammen aus den Jahren 1933 (Firma “Franz Schilling Söhne Apolda”) und 1956 (ebenfalls aus Apolda). Vom spätgotischen Bau ist noch das verputzte spitzbogige Stufenportal im Westen vorhanden. Der heutige Zugang erfolgt jedoch durch südliche Vorhalle von 1891.
Außen an der Westwand befinden sich zwei figürliche Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert – beide stark beschädigt. Nördlich neben dem Westportal handelt es sich um den Kindergrabstein für die Tochter des Pastors Matthias Schimler. Der südliche Stein ist nicht mehr identifizierbar. Auch an der Südwand zwischen Patronatsloge und Südvorhalle gibt es einen stark verwitterten Grabstein.
Im Innenraum befindet sich unter der Putzdecke eine Hufeisenempore, die man 1932 verkürzt hat. Der Kanzelaltar in einfachen Barockformen könnte um 1785 entstanden sein und wird von einer Strahlensonne bekrönt. Seitlich hat sich der Pfarr- oder Beichtstuhl erhalten.
Die hölzerne Taufe datiert aus dem Jahr 1900. Sie ist mit gotisierenden Schnitzornamenten verziert und trägt auf der oberen Seite inmitten von Weinlaubblättern den Spruch: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht!”
Die Orgel mit ihrem neogotischen Gehäuse stammt aus dem Jahr 1863, ist aber unspielbar.
Das bemerkenswerteste Ausstattungsstück in Görlsdorf ist das an der Südwand befindliche, sehr qualitätvolle Sandsteinepitaph. Es dient dem Gedächtnis der Eheleute Hans Adam v. Stammer (†1753), u.a. Erblehn- und Gerichts-Herr auf Görlsdorf, und seiner Frau Johanna Eleonora Sophia geb. v. Pflug (†1755).
Zwischen den Allegorien von Caritas (Liebe Wohltätigkeit) und Fides (Glaube) sitzt im Rokokorahmen die große Vitentafel mit einem Text zu den Verstorbenen. Beide waren 45 Jahre miteinander verheiratet und hatten wohl 15 Kinder. Zwei ovale Gemälde auf Kupfer zeigen die Eheleute, umgeben von Kriegs- und Todesemblemen. Über allem sitzt die Krone des Lebens als Belohnung für das Ertragen von Versuchungen und Drangsalen (Jakobus 1,12 und Offenbarung 2,10). Im Unterbau des Epitaphs finden sich die Texte der beiden Leichenpredigten in Spruchkartuschen. Das Epitaph wurde 2016 restauriert.
Annegret Gehrmann (2020)
Quellen:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken u. a.; Deutscher Kunstverlag 2000
Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
Kunstgut-Datenbank der EKBO