Kirche Schlabendorf
Über viele Jahrzehnte hinweg war Schlabendorf aufgrund des fortschreitenden Braunkohletagebaus der DDR in den Schlabendorfer Feldern (Tagebau „Schlabendorf-Nord“ ab 1959, „Schlabendorf-Süd“ ab 1975) für die Abbaggerung vorgesehen. Auch die Kirche sollte dem Bagger weichen. Durch die politische Wende konnten per Kreistagsbeschluß diese Pläne 1990 gestoppt und damit auch die Zerstörung der Kirche verhindert werden.
Bereits 1991 wurde das Dach des Kirchenschiffs erneuert. Zeitgleich erfolgten Ausbesserungen an der Feldsteinfassade.
Die Kirche ist ein langgestreckter rechteckiger Saalbau aus unregelmäßigem Feldstein- und Mischmauerwerk des späten 14. Jahrhunderts. Der schwere quadratische Westturm mit Strebepfeilern wurde nachträglich angefügt. In seiner Nordwand befindet sich ein schlankes, spitzbogiges Portal.
Unter dem Kirchturm liegt eine nicht mehr zugängliche Gruft, in der fünfzehn Särge stehen – elf kleinere und vier große, überwiegend aus dem 18. Jahrhundert. Bei den kleineren handelt es sich um schlichte Kindersärge. Unter den großen, schmuckvolleren Särgen befindet sich der Prunksarg des Alexander Jacob von Hoyen, Kurfürstlich-Sächsischer Merseburgischer Oberamtspräsident des Markgraftums Niederlausitz, geboren 1625 und 1683 verstorben. Nach der Plünderung im 2. Weltkrieg wurde die Gruft fest verschlossen.
Das Glockengeschoß des Turmes ist etwas jünger (vermutlich spätes 15. Jahrhundert) und besitzt zwei- bzw. dreiteilige Schallöffnungen. Die große Glocke wurde 1723 angeschafft. Zu dieser Zeit war Martin Friedrich Röting Pfarrer in Schlabendorf, das Kirchenpatronat hatte Marcus Ehrenreich von Lütke inne. Im zweiten Weltkrieg wurde sie zur Waffenherstellung abtransportiert, jedoch nicht eingeschmolzen. 1949 erhielt die Kirchengemeinde Schlabendorf die Glocke zurück. Die kleine Glocke wurde 1926 in der Glockengießerei Schilling/Apolda hergestellt. Sie ist Ersatz für jene, die 1917 für den ersten Weltkrieg abgeliefert werden mußte. 2001 wurde eine elektrische Glockenläutanlage installiert.
Die gotischen Schiffsportale liegen in Schlabendorf auf der Nordseite der Kirche. Das westliche Portal, ehemaliger Zugang für die Laien/die Gemeinde, präsentiert sich dreistufig. Das östliche – ursprünglich das Priesterportal mit einer noch ablesbaren Vorhalle – ist zweistufig ausgeführt und hat eine Art Maßwerkbekrönung aus Backstein über der Tür. In den Backsteingewänden dieser Portale befinden sich zahlreiche kreisrunde Ausbuchtungen, sog. „Näpfchen“.
Zwischen den Portalen hat man um 1925 ein Gefallenendenkmal aus Keramik mit expressionistischem Dekor errichtet.
An der Nordostecke der Kirche entstand im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts eine neugotische Patronatsloge aus Backstein.
Die Dreifenstergruppe in der Ostwand wirkt „gedrückter“ als anderswo, die Gewände aus dem späten 15. Jahrhundert sind zart profiliert.
Unter den Fenstern befinden sich drei inzwischen überdachte Grabsteine: die beiden äußeren für Friedrich Gottlob v. Zabeltitz (†1718) und Ernst Ehrentreich v. Kitzing (†1720) wurden 1902 dort angebracht. Der mittlere Grabstein mit der gerüsteten Figur des Verstorbenen ist beschädigt und stammt aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Alle flachbogigen Fenster der Kirche wurden um 1700 vergrößert.
Der Innenraum wurde in den 1950er Jahren instandgesetzt, dabei der Zugang zur neugotischen Patronatsloge vermauert. Unter einer flachen Putzdecke umfaßt eine Hufeisenempore des 18. Jahrhunderts weite Teile des Schiffs. Auf ihrem westlichen, niedrigeren Mittelteil steht die kleine Orgel mit 4 Registern, 1970 erbaut von Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder.
Der schlichte klassizistische Kanzelaltar entstand um 1800. Vor dem zugehörigen Aufgang steht der ehemalige Pfarrstuhl mit Gittern.
An der Chornordwand hängt ein großer Kruzifixus aus der Zeit um 1500, ihm gegenüber die Schnitzfigur einer trauernden Maria. Vermutlich waren beide Skulpturen einander zugehörig.
Zudem gibt es an der Südwand eine barocke Tafel mit Bibelspruch in einem von Akanthuslaub und zwei flammenden Herzen umsäumten Kranz. Wie das Kruzifix und die Marienskulptur wurde sie 2006 restauriert.
Annegret Gehrmann (2020)
Quellen:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken, durchgesehen und erweitert von Barbara Rimpel; Deutscher Kunstverlag 2012
Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
Kunstgut-Datenbank der EKBO
Informationen der Kirchgemeinde