Kirche Walddrehna
Der Ort ist unter dem Namen „Drenow“ oder „Drenau“ 1481 erstmal urkundlich erwähnt. Um eine Verwechslung mit Deutsch (heute Fürstlich) Drehna auszuschließen, wurde ab dem 15. Jahrhundert der Zusatz „Wendisch“ oder „Windisch“ beigefügt. 1937 wurde Wendisch Drehna auf Erlaß der Nationalsozialisten in Walddrehna umbenannt.
Die bauzeitliche Datierung der Kirche ist umstritten. Im Ursprung handelt es sich um einen rechteckigen Saalbau aus Feldsteinen und Raseneisenstein (am ursprünglichen Westportal und den Gebäudeecken), dessen Entstehung im 14.oder frühen 15. Jahrhundert liegen könnte. Darauf deuten auch die ungewöhnlich niedrig liegenden Fenster hin sowie bereits beim Bau angelegte Mauerrücksprünge im Innern der Kirche. Sie sollten möglicherweise ein Tonnengewölbe aufnehmen, das dann aber nicht ausgeführt wurde. Auch diese Indizien weisen auf einen Kirchenbau aus dem 14./15. Jh. hin. Vermutlich fiel die Errichtung der Apsis - in deren südlichen Bogen eine Sakramentsnische eingemauert wurde - ebenfalls in jene Zeit. Der Bauhistoriker Dirk Schumann vermerkt hierzu: „Ungeachtet der ungewöhnlichen und verschiedentlich auch altertümlichen Details weicht dieser Kirchenbau von den Beispielen des 13. Jahrhunderts ab und verweist in seiner Architektur auf spätere Entwicklungen.“ Andere Meinungen vertreten eine Entstehung der Kirche im Mittelalter zum Ende des 13. oder sogar des 12. Jahrhunderts.
Die auffälligste Besonderheit der Kirche ist der Turm mit seiner offenen Vorhalle. Hohe Spitzbogenarkaden ruhen auf zwei gemauerten Rundpfeilern. Darüber liegt das Glockengeschoß mit zwei Glocken. Die Ältere (Durchmesser 60cm) wurde 1708 von Michael Weinhold in Dresden gegossen. Eine weitere, 1930 durch den Gemüsehändler Berthold gestiftete Glocke, ist Kriegsverlust. Sie wurde 1955 durch eine Glocke mit 66 cm Durchmesser ersetzt.
Zu einer Umgestaltungsphase der Kirche im späten 15. Jahrhundert gehören die schmalen spitzbogigen Fenster in Schiff und Apsis, teils mit spätgotischen Form- (Back-)steinen. Auch dem unteren Bereich des Westportals aus Raseneisenstein wurde ein neues Gewände in Backstein mit vielteiligen, zarten Profilen (Kehlen zwischen Birnstab, Rundstab und Birnstab) aufgesetzt. Aus dieser Zeit haben sich die Türblätter des Süd- und Westportals erhalten. Das Holz der Südtür konnte ca. auf das Jahr 1471 datiert werden. Die spätgotische Holz-Skulptur eines sitzenden Jakobus des Älteren in der Kirche stammt ebenfalls vom Ende des 15. Jahrhunderts. Sie ist durch die Jakobsmuschel am Pilgerhut erkennbar, erhielt aber leider er um 1960 eine neue, unsachgemäße Fassung. An größeren Flächen der West- und Nordfassade sowie über dem Südportal haben sich spätmittelalterliche Putze erhalten, die teilweise noch die ehemals farbig gestalteten Ritzungen aufweisen. Hiermit wurden besonders die Eingangsbereiche hervorgehoben, die über dem Westportal ein großes Ornament erahnen lassen.
Vermutlich im späten 17.Jh. wurde die Kirche erneut umgestaltet. Die Apsis erhielt eine barocke Schweifhaube, und auf der Südseite setzte man ein großes barockes Fenster ein. Innen errichtete man den durch aufwendige Schnitzereien verzierten Bretteraltar sowie die Kanzel. Der Altar zeigte ursprünglich unten ein Abendmahlsbild, im Hauptfeld die Kreuzigung und oben wahrscheinlich die Himmelfahrt. Das Bildprogramm der Kanzel ist dagegen eher ungewöhnlich: Predigt, Kreuznahme (Nachfolge Christi), Gebet und Jüngstes Gericht. Der Schalldeckel trägt eine sogen. „Spangenkrone“. Altar und Kanzel konnten 2004 restauriert werden.
Die neugotische Westempore entstammt der 1.Hälfte des 19.Jahrhunderts. Hier errichtete Robert Uibe aus Schlaben bei Neuzelle 1888 eine kleine mechanische Orgel. Ebenfalls im späten 19. Jh. hatte man die Originalgemälde am Altar mit Papierreproduktionen überdeckt und die gesamte Ausstattung der Kirche mit brauner Bierlasur überstrichen. Außerdem beherbergt die Kirche einen kleinen Taufengel vom Anfang des 19. Jahrhunderts, der um 1960 neu gefaßt wurde. Zu ihm gehören eine Taufschale und -kanne aus Zinn, gewidmet 1853.
In den Jahren 2010-13 wurde die Außenhülle der Kirche saniert:
- Sicherung der mittelalterlichen Putze
- Erneuerung des Glockenstuhls mit Reparatur der Deckenebene im Turm
- Einbau von Schall-Luken
- Rekonstruktion der Mauerkrone
- Reparatur des Dachgestühls, Neueindeckung des Schiffs
- Instandsetzung aller Fenster
- Instandsetzung der Außentüren
- Pflasterarbeiten im Eingangsbereich
Im Jahr 2017 wurde die Innenhülle der Kirche saniert.
Quellen:
- Dirk Schumann: Backstein, Feldstein und Raseneisenstein, Überlegungen zum ländlichen Kirchenbau der Niederlausitz anhand ausgewählter Beispiele in:
Annegret Gehrmann, Dirk Schumann (Hrg.): Dorfkirchen in der Niederlausitz. Kirchen
im ländlichen Raum, Band 6; Lukas-Verlag Berlin, 2011
- Thomas Krause: Dorfkirche Walddrehna. Die Baugeschichte eines einzigartigen Baudenkmals in: Annegret Gehrmann, Dirk Schumann (Hrg.): Dorfkirchen in der Niederlausitz. Kirchen im ländlichen Raum, Band 6; Lukas-Verlag Berlin, 2011
- Jeanette Koletzki: Dorfkirche Walddrehna. Sicherung u. Konservierung von spätmittelalterlichen Putzen an der Fassade, Dokumentation, 2011
- Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken u. a.; Deutscher Kunstverlag 2000
- Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
- kircheneigene Akten
Bilder und Texte zur Sanierung der Kirche Walddrehna unter:
Eine CD mit der Waldrehnaer Orgel sowie weiterführende Informationen zur Kirche finden Sie hier.
Hier gelangen Sie zu den Fotos der Kirche Walddrehna.