Kirche Egsdorf
Der kleine, rechteckige Saalbau aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk stammt wohl aus dem frühen 15. Jahrhundert. Aus der Bauzeit haben sich zwei Zugänge auf der Nordseite erhalten, deren Backsteinlaibungen die sog. „Näpfchen“ aufweisen. Das westliche Portal ist spitzbogig ausgeführt, seine Tür läßt sich von innen mit einem langen hölzernen Balken verriegeln. Auch kann man in der Ostwand die Umrisse der ursprünglichen Dreifenstergruppe ablesen, deren mittleres Gewände noch in Resten erhalten ist. In die Entstehungszeit der Kirche gehört sicher auch die spitzbogige Sakramentsnische mit der eisernen Gittertür in der inneren Ostwand.
Während des Dreißigjährigen Krieges, der in Egsdorf sehr große Schäden anrichtete, sind vermutlich auch wesentliche Teile der Kirche zerstört worden. Eine Urkunde besagt, daß 1659 Heinrich von Birkholz Beihilfen zur Erbauung einer Kirche und eines Glockenturmes gewährt wurden.
In diesem Zusammenhang der Kirchenerneuerung vergrößerte man die Fenster, setzte den westlichen Dachturm mit seiner geschweiften Haube auf und baute auf der Südseite eine inzwischen wieder abgerissene Gruft an.
Ursprünglich besaß die Kirche möglicherweise eine Holztonne, worauf das erhöhte mittlere Ostfenster und ein ehemaliger Gewölbekämpfer hinweisen, der heute noch als Mauerabsatz im Inneren erkennbar ist. Nach der Kriegszerstörung zog man eine flache Bretterdecke ein und errichtete die Westempore mit der verglasten Patronatsloge. Die Ost- und Nordempore mit ihren Geländern aus gesägten Balustern entstanden dagegen wohl schon im 16. Jahrhundert.
Der Altaraufsatz aus ungefaßtem Lindenholz stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Von ihm ist nur noch der obere Teil vorhanden. Mitte des 19. Jahrhunderts (oder bereits 1830, worauf die Jahreszahl an der damaligen Altarschranke verwies) wollte die Gemeinde eine Orgel anschaffen. Der einzige Platz hierfür war jedoch auf der Ostempore, weshalb der Altaraufsatz seine untere Hälfte verlor, um das Instrument nicht zu verdecken. Heute zeigt der Aufsatz im Mittelfeld ein geschnitztes Kruzifix und in den seitlichen Wangen Engel mit Leidenswerkzeugen. Die Schnitzfiguren der vier Evangelisten hatten am originalen Altar einen anderen Standort.
Hinter dem Altar auf der östlichen Empore steht heute eine Orgel von Wilhelm Sauer aus Frankfurt/O. von 1970.
Die ursprüngliche Kanzel, wohl aus dem späten 17. Jahrhundert, ist heute als solche nicht mehr vorhanden. Lediglich ihr Fuß hat eine neue Aufgabe bekommen. Seit 1967 trägt er das Lesepult. In Anlehnung an den Baum des Lebens ist er mit sog. „Krabben“ oder Knospen und pflanzlichen Motiven geschmückt. Zeitgleich mit dem Lesepult soll nach dem Vorbild von Altar und Kanzelfuß die Taufe entstanden sein.
Südlich des Altars steht ein vermutlich barocker Grabstein, den man 2007 von der der östlichen Außenmauer hierher umsetzte, um ihn vor weiterem Verfall zu schützen.
Im Turm hängen zwei Glocken. Die größere stammt aus dem Jahr von 1461. Ihre ins Deutsche übertragene Inschrift lautet: „Maria hilf im Jahre 1461. o Christus, König der Ehren komme in Frieden”. Gegen Ende des 2. Weltkrieges sollte sie für Kriegszwecke eingeschmolzen werden und wurde nach Hamburg gebracht, wo sie nach Kriegsende im Hafen wiedergefunden werden konnte. Die kleine Glocke von 1521 trägt die Inschrift „Fromm ergebenen Sinn, Gott die Ehre und des Vaterlandes …”
Von 1964 bis ´67 fanden umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten statt. Dabei entfernte man u.a. die Kanzel und die Altarschranken sowie die Bestuhlung im Altarraum. Vor dem Altar fand man zwei Grüfte mit je einem Kindergrab und im westlichen Bereich die Gruft eines Erwachsenen.
Die letzten größeren Bauarbeiten erfolgten in den Jahren von 1993 bis ´96. Damals wurden das Dach, die Turmverbretterung und der Turmaufsatz der Kirche sowie beide Türblätter erneuert und der südliche Anbau abgerissen.
Annegret Gehrmann (2020)
Quellen:
Georg Dehio: Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Brandenburg; bearbeitet von Gerhard Vinken, durchgesehen und erweitert von Barbara Rimpel; Deutscher Kunstverlag 2012
Jung/ Spatz: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg, Berlin 1917, Band 5, Teil 1: Kreis Luckau
Hans-Joachim Beeskow: “Führer durch die ev. Kirchen des Kirchenkreises Lübben” 1998
Kunstgut-Datenbank der EKBO
Informationen von Wolfgang Petrick