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Irische Volkstänze im Pfarrgarten

08.06.2004

Niederlausitzer sind fröhliche Menschen und lassen sich von eben solchen Weisen gern zur Heiterkeit, auch zum Volkstanz auffordern. Im Pfarrgarten von Langengrassau wurde am Sonntagnachmittag dafür erneut ein Beweis angetreten. Die Gruppe „Bucks of Ballinakelly“ – unverkennbar mit irischem Slang – wollte Volksmusik spielen. Es wurde ein kleines Volksfest daraus.

 

Drei Musiker unterschiedlicher Nationalität, die inzwischen in Berlin ihre neue Heimat fanden, verzauberten die Hörer im gut gefüllten Garten zwischen Pfarrhaus und Kulturscheune in Langengrassau: Aaron Shirlow als Sänger der Gruppe und Gitarrist ist der einzige gebürtige Ire, der aus Belfast kommt. Die Liebe zur irischen Folklore haben der Berliner Bernd Lüdtke an der irischen Fiddle sowie der aus Österreich stammende Max McColgan als musikalisches Multitalent voller verschmitztem Witz mitgebracht – McColgan spielte während des Konzerts sowohl auf dem Tenor-Banjo, der Mandoline als auch auf dem größeren Bruder des Tamburins, der „Tin-Whistle“ als einer kleinen Flöte und der neunsaitigen Gitarre, die er für solche Konzerte selbst entworfen hat.
 

Einfühlsame Balladen
Die „Bucks“ – eigentlich bedeutet das umgangssprachlich „Kerle“ – von Ballinakelly lernten sich in Berliner Sessionen kennen und fanden zu einem Ensemble, das eben besonders die irische Folklore pflegt. Die hat viel mehr als die bekannten anrührenden Balladen zu bieten. Shirlow, der englisch durch das Programm führte und dennoch weitgehend Verständnis bei den Hörern fand (McColgan „hakte manchmal auf Deutsch nach“), sang einfühlsame Balladen.


So die von den Iren, die in alle Welt hinaus mussten und dann Heimweh plagte, um so größer war die Freude des Wiedersehens. Schon hier wurde das Publikum beim Refrain-Singen mit einbezogen. Das in Irland sehr populäre Anti-Kriegslied (man denke an die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in Nordirland) „Right the way“ wurde ebenfalls fast leidenschaftlich mitgesungen, um fast vor dem Konzert-Ende die „heimliche irische Nationalhymne“ mit dem Titel „Wir leben alle noch“ mit zu intonieren.


Irische Volksmusik ist mitreißend, und das spürten die Zuschauer sehr wohl. Da wippten Schuhspitzen, wurde rhythmisch mitgeklatscht, auch bei passenden Stücken mitgeschunkelt. Was sich Interpreten immer wünschen – dass der Funke vom Podium ins Publikum überspringt -, das passierte eben in Langengrassau am Sonntag.

 

Bei den Tänzen im Sechsachtel-Takt hielt es viele nicht mehr auf ihrer Sitzbank: Schnell war eine Tanzgruppe mit zunächst acht Paaren gebildet, die den Line-Dance auf der Pfarrwiese beherrschten und auf ihre Weise mit für die gelöste heitere Stimmung sorgten.

 

Das blieb fast bis zum Ende des zweiten Konzert-Teils nach der Pause so, und die „Backs“ wussten die Emotionen mit ihrer Musik gut zu steuern. Nach den ausgelassenen Tänzen erklang gemeinsam mit dem Publikum das heitere „Lied über Molly“: „Nun singt aber auch so schön und laut * amp*ndash; die müssen das bis Luckau hören!“, forderte Max McColgan die Zuhörer des irischen Trios auf. Er wurde nicht enttäuscht.
 

Zugaben gefordert
Natürlich entließen die begeisterten Gäste dieses Sommerkonzertes die „Bucks of Ballinakelly“ nicht ohne Zugaben. Das erste Instrumental forderte erneut zum Line-Dance auf der Wiese auf, und das anmutig-melancholische Lied „Rot ist die Rose“, gesungen sowohl in Irland als auch in Schottland, sorgte für einen heiter-besinnlichen Abschluss eines außergewöhnlichen Konzertes.


Das fand übrigens zu einem denkwürdigen Anlass statt. Auf den Tag genau fand am 6. Juni 1819 die erneute Weihe der Langengrassauer Kirche nach gründlichem Erweiterungsumbau statt, den die Dorfbewohner weitgehend selbst finanziert haben.

 

Pfarrer Frank Gehrmann hatte daher doppelten Grund sich zu freuen – über das Jubiläum des Gotteshauses als auch über ein sehr gelungenes Konzert im Rahmen des Brandenburgischen Dorfkirchensommers.