Luthers Hochzeit mit Katharina
Regionalgottesdienst mit historischen Szenen bringen den Reformator in Luckau nahe.
Mit einem Regionalgottesdienst haben die Pfarrgemeinden Luckau, Luckau-Land, Golßen und Langengrassau den Reformationstag begangen. Im Anschluss erlebten Gottesdienstbesucher an verschiedenen Orten der Stadt historische Szenen aus dem Leben des Reformators Martin Luther.
Rund 400 Besucher hatten in den mit Lutherrosen geschmückten Kirchenbänken der Luckauer Nikolaikirche Platz genommen, um den Gottesdienst zu erleben. Zu den Klängen des Gießmannsdorfer Bläserchores legten Nonnen im Mittelgang ihre Umhänge ab, was sinnbildlich für die Flucht der Nonnen aus den Klöstern im Zuge der Reformation stand.
Die Pfarrer verkörperten historische Rollen. Volker Strauch (Luckau-Land) schritt als Martin Luther durch das Kirchenschiff, Martin Nikolitsch (Golßen) als Philipp Melanchthon und Frank Gehrmann (Langengrassau) als Johannes Bugenhagen, Stadtpfarrer von Wittenberg zur Zeit der Eheschließung Luthers mit Katharina von Bora.
Diese wurde von Pfarrerin Kerstin Strauch (Luckau) dargestellt. In ihrer Predigt brachte sie nahe, welche Bedeutung das Wirken Luthers noch heute für die christliche Welt hat.
Seine Fortsetzung fand der Gottesdienst nach dem Verlassen der Kirche an historischen Plätzen der Stadt. Vor dem Rathaus trafen die Besucher den Wittenberger Bürgermeister und lauschten Gesprächen von Patrizierfrauen und bereits verheirateten einstigen Nonnen.
Ihnen hatte Luther zuvor zur Flucht aus dem Kloster verholfen und ehrenwerte Ehemänner verschafft. Nur Katharina von Bora war noch nicht "unter die Haube" gekommen. Gegen die Heirat mit dem von ihr geliebten Studenten erhoben die Eltern Einspruch, der andere war ihr nicht genehm.
"Ich will den Luther", verkündete Katharina schließlich selbstbewusst und führte Mitspieler und Zuschauer über den Markt zur Kulturkirche, wohin sie bereits die Hochzeitskutsche bestellt hatte.
Ein wenig zierte sich der Luther noch, nahm dann aber doch neben seiner Verlobten Platz, und der Zug bewegte sich weiter zum Schlossberg. Auf der Treppe vollzog schließlich Johannes Bugenhagen alias Frank Gehrmann die symbolische Trauung.
Begeistert feierte die Zuschauergemeinde das jungvermählte Paar und bildete ein Spalier bis zu den Schlossbergkellern. Dort überbrachte Kurfürst Friedrich der Weise seine Glückwünsche, von Lothar Treder-Schmidt aus Zieckau verkörpert. Wie auf einem richtigen Hochzeitsfest wurde getanzt und es gab Geschenke.
Brot, Salz, eine Kerze, Weintrauben, eine Bibel, ein Schaffell sowie eine Windel (für reichlich Nachwuchs) überbrachten die Christenlehre-Kinder, musikalisch unterstützt von den Zuschauern.
Die Texte für die von allen Akteuren mit großer Spielfreude inszenierten Szenen hatte Thomas Worms von der Luckauer Theaterloge geschrieben. "Die Reformation hat alles, was auch eine moderne Story ausmacht: Ehrenwerte Absichten, politische Ränke, Widersacher und Unterstützer, Entführung und natürlich die Liebe", das lasse sich dem Publikum gut vermitteln, erläuterte der Luckauer.
Bereits seit einigen Jahren wird die Bedeutung des Reformationstages in der Region auf diese Weise nahe gebracht. "Nachdem wir für die Goßmarer Kinder den Anschlag der Thesen als Erlebnis gestaltet hatten, regten die Eltern an, das auch für Erwachsene zu machen", blickte Pfarrerin Kerstin Strauch zurück.
Seit 2010 finde deshalb ein derart erlebnisreicher Gottesdienst zum Reformationstag statt. Für die Konfirmanden aus der evangelischen Partnergemeinde in Koblenz war dieser ein ganz besonderes Erlebnis.
"In unserer katholisch geprägten Region kennen wir das Reformationsfest nicht", sagte Gemeindepädagogin Jutta Rothburg-Faust. Um ihnen den Ursprung ihrer Kirche nahe zu bringen, seien sie nach Luckau gefahren. "Es war sehr interessant und gut gemacht", urteilte Sven Schlömer.
Bereits in den Wochen zuvor hätten sie sich mit dem Thema befasst, ergänzte Anna Wüst. "Es war sehr aufwendig gestaltet und hat uns allen gut gefallen", sagte die Konfirmandin aus Koblenz.