Kirchenführung und Orgelkonzert locken viele Besucher in das Waltersdorfer Gotteshaus
Eine Dorfkirche hat viel zu bieten. Das haben die Besucher der Waltersdorfer (Heideblick) Kirche am Wochenende erfahren. Mit einer Führung gingen zahlreiche Gäste auf eine Zeitreise. Sie führte zurück bis ins Mittelalter. Ein Orgelkonzert brachte den Barock musikalisch in das nur mit Kerzen ausgeleuchtete Gotteshaus.
Viele Gäste sind der Einladung vom Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz gefolgt. Auch ein vollbesetzter Bus aus Berlin erreicht am Nachmittag das Gemäuer aus dem 13. Jahrhundert. Orgelaktivist Rudolf Bönisch erklärt detailliert die einzelnen Bauabschnitte der Kirche. Von der mit einem Grabstein geschlossenen Priesterpforte über die gotischen Spitzbögen im Turm bis zu den im Barock vergrößerten Fenstern erläutert der 58-Jährige die Geschichte.
Weiter geht es für die Interessierten im Inneren der Kirche. Alle Bänke sind besetzt. Kerzenschein, Glühwein und Gebäck bringen die Weihnachtszeit vor den Altar. Annegret Gehrmann vom Förderkreis erklärt, dass das Gotteshaus seit Mitte der 70er Jahre ein viertel Jahrzehnt komplett sich selbst überlassen wurde.
Dank der starken Eigenleistung der Gemeinde sei der Kirche nach der Wende neues Leben eingehaucht worden. Nach der äußeren Schließung der Hülle wurde auch das innere Gemäuer saniert. So sind heute noch teilweise Wandmalereien aus dem Mittelalter zu entdecken. Der Altar aus der Zeit der Renaissance konnte erhalten werden.
Auch die wechselhafte Geschichte der von dem Sonnewalder Carl Gotthold Claunick gebauten Orgel aus dem Jahr 1793 wird von den Fachleuten genau beleuchtet. In der romantischen Zeit hätten zahlreiche Umbauten das Instrument aus dem Spätbarock zu einem „schlechten Klangkörper“ werden lassen, erklärt Rudolf Bönisch.
Inzwischen erklinge die Orgel aber wieder in den typischen Klängen aus dem Barock. „Sie zählt für mich zu den wohlklingendsten Instrumenten in der Niederlausitz.“
Das kann Tonmeister Knut Becker nur bestätigen. Vor gut einem Jahr hat der Berliner in Waltersdorf ein Konzert der brasilianischen Künstlerin Elisa Freixo aufgenommen. Die mit Aquarellen der Kirche versehenen Tonträger finden beim Verkaufsstart einen guten Absatz. „Die Waltersdorfer Orgel ist ein tolles Instrument, das man sich auch im Wohnzimmer anhören kann“, so Becker.
Davon sollten sich die Besucher im anschließenden Konzert überzeugen. Doch zunächst machen sich die Kircheninteressierten ein eigenes Bild von dem Gotteshaus. „Wir sind Fans von alten Kirchen in der Mark“, sagt die Berliner Ilse Bellmann.
Bei einem Rundgang durch das Dorf habe sie auch die meterdicke Linde und das alte Gutshaus beeindruckt. „Eigentlich wollten wir zu einem Weihnachtskonzert in Berlin, aber die Fahrt nach Waltersdorf war die richtige Entscheidung“, ergänzt Konrad Tenner. Mit einem Konzert des Organisten Matthias Maierhofer aus Leipzig klingt die Kirchentour musikalisch aus.
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