Ein Gang mit Musik durch die Zeiten
Die Claunigk-Orgel in der Kirche zu Waltersdorf kann vieles. Wer hat ihr schon einen flotten «Peacherine Rag» von Scott Joplin zugetraut, noch dazu mit dem flotten Violin-Solo von Camilla Schmidt? Swingend ging es in der Kirche zu, aber auch mit anderen Tönen überwiegend in Dur.
Das Konzert in der Waltersdorfer Kirche wurde am Sonntag zu einem vergnüglichen musikalischen Gang durch die Zeiten vom Barock bis in die Moderne.
Der Kantor der Klosterkirche von Doberlug, Johannes Gümbel, hatte sich für die vergnüglichen musikalischen anderthalb Stunden «Verstärkung» mitgebracht. Camilla Schmidt mit ihrer Violine und die Sopranistin Anne-Kathrin Lüdecke gestalteten mit ihm ein Konzert der freundlichen Fröhlichkeit, die man in dieser Mischung vom Barock über die Romantik bis in den Swing nicht alle Tage hören kann. Unter den Gästen der Frauenkreis der Kirche von Rheinbreitbach im Rheinland mit ihrem Pfarrer Michael Busch. Das Gotteshaus war gut gefüllt.
Geist und Seele beschäftigt
«Hausherr» Pfarrer Frank Gehrmann freute sich, dass das inzwischen 15. Konzert des Dorfkirchen-Sommers dieses Jahres in der Region in Waltersdorf veranstaltet wurde. Die Musik könne Geist und Seele bekräftigen und so Mut machen für manchen weiteren Weg, sagte er und verwies darauf, dass der ehrwürdige Altar des Gotteshauses schon 59 Jahre vor der Geburt Johann Sebastian Bachs errichtet wurde.
Orgelbaumeister Claunigk aus Sonnewalde stellte die Königin der Instrumente in dieser Kirche 44 Jahre nach dem Ableben Bachs fertig; sie wurde zur jüngsten Jahrtausendwende gründlich rekonstruiert und gab, von Johannes Gümbel gespielt, gleich zum Eingang in das Konzert das Präludium und Fuge in C-Dur von Johann Sebastian Bach.
Gümbel gab die zwölf Töne des Themas für die kommende fulminante Fuge fröhlich vor – was dann folgte, war ein Beweis eines Zitats, das Albert Schweitzer zugeschrieben wird: «Der Mann sollte nicht Bach, sondern Meer heißen.»
Auffallend in der Programmgestaltung war, dass fast alle Werke in Dur komponiert wurden. Fröhliches dominierte also und wurde von den jungen Solistinnen – beide sind Schülerinnen Gümbels an der Außenstelle Bad Liebenwerda der Musikschule «Gebrüder Graun» des Elbe-Elster-Kreises – auch so dargeboten.
Die Violinistin Camilla Schmidt erfreute mit Franz Schuberts «Allegro molto» aus der Sonatine D-Dur in Begleitung der Orgel mit dem leichten Wienerischen Einschlag des Meisters. Anne-Kathrin Lüdecke verblüffte gesanglich in der Arie «Meine Seele hört im Sehen» von Georg Friedrich Händel, begleitet von ihrem Lehrer Gümbel. Den schwierigen Gesangs part mit all seinen Kadenzen und dem Gang über Oktaven brachte sie sicher und im Hymnus des Abschlusses auch gesanglich mächtig.
Das Programm machte neugierig
Das Programm bot Werke von Komponisten, die weitgehend unbekannt sind und neugierig machten. Die Sonate für Violine und Orgel von Francesco Marina Veracini, eines Zeitgenossen Bachs, stand auf dem Zettel wie das Prelude und die lebhafte Fughetta in C-Dur des spätromantischen John Stainer, bei der die Orgel voll gefordert wurde und ihre ganze Klangfülle entfalten konnte. Werke des Hofkomponisten Friedrich des Großen, von Johann Gottlieb Graun – eine Sonate in g-Moll – ließ auch keine Schwermut aufkommen, denn die Violinistin und der Organist spielten sie, wie sie für den preußischen Hof gedacht waren: zwar nachdenklich, aber nicht seelisch beschwerend.
«Kommt mit Gaben und Lobgesang» und die «Intrade in Jazz» aus dem «Swing- und Jazz-Orgelbüchlein» von Johannes Matthias Michel wurden zum fröhlichen «Rausschmeißer» eines Konzerts, das die Hörer erfreute.
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