Riedebeck – Der älteste Kirchenbau im Raum Luckau
Sie steckt voller Geheimnisse – die Feldsteinkirche in Riedebeck (Dahme-Spreewald). Vom Boden bis unter das Dach finden sich Kostbarkeiten: Wandbilder, Ornamentfliesen, Flügelaltar.
Das älteste Gotteshaus in der Luckauer Region wurde wohl zwischen 1192 und 1204 fertiggestellt. Wann genau, ist nicht bekannt, denn es fehlen sämtliche Unterlagen. Aber soviel ist sicher: Riedebeck ist ein Schatz.
Schon von Weitem ist er gut zu sehen, der mächtige Querturm der spätromanischen Kirche. Die passiert jeder, der auf der Ortsstraße durch Riedebeck – südlich von Luckau – fährt. Imposant streckt sich der rechteckige Turmbau in den Himmel. Kirchenschiff, Chor und Apsis schließen sich im Stil der Romanik daran an.
Die Feldsteinkirche ist eine der fast 50 denkmalgeschützten Kirchenbauten, für die der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz Öffentlichkeitsarbeit betreibt und Projekte entwickelt. "Wir sind, was die Gotteshäuser angeht, in unserer Region mit einem gewissen Reichtum gesegnet. Auch Riedebeck ist etwas ganz Besonderes", sagt Vereinsvorsitzende Annegret Gehrmann.
Sie nimmt ihre Taschenlampe in die eine Hand, mit der anderen öffnet sie das Portal des Turms. Raseneisenstein – ein leicht zu bearbeitender weicher Baustoff – schmückt die Fenster und Türgewände. Wer die Kirche betritt, taucht in ein Halbdunkel. Einfache Kirchenbänke stehen in dem kühl wirkenden Raum, so der erste Blick. Schon beim zweiten werden die Schätze sichtbar. Der reich verzierte Flügelaltar vor dem Triumphbogen zwischen Kirchenschiff und Chorbereich fasziniert ebenso wie die Reste der Wandmalerei in der Wölbung der Apsis.
Bei Restaurierungsarbeiten durch die Denkmalpflege Dresden wurde die Kirche um 1960 "re-romanisiert" – auf die ursprünglich romanische Raumgestalt zurückgeführt. Das barocke Inventar mit Taufengel, Altar und Taufbecken wurde herausgenommen und an die Kirche in Werben gegeben. Reste spätgotischer Wandmalereien vom Ende des 15. Jahrhunderts wurden freigelegt, zum Teil notdürftig ausgebessert und den damaligen Vorstellungen von mittelalterlicher Kunst angepasst.
Der Umbau und der sorglose Umgang mit der Kirchenausstattung geschahen an der Gemeinde vorbei. "Die Riedebecker wurden weder gefragt noch informiert", so Gehrmann. Welch ein Schatz ihre Kirche ist, merken viele Bewohner erst jetzt. "Touristen, die sich die Kirche anschauen, sind begeistert", sagt die Vereinsvorsitzende. Sie schaltet die Taschenlampe ein.
Mit ihrer Hilfe treten aus dem verblassten Ziegelrot der Bodenfliesen im Chor vereinzelte Ornamente hervor – Adler, Löwe, Sterne. Jedem dieser Zeichen kommt in der christlichen Symbolik eine Bedeutung zu. So steht der Adler für Johannes, den Lieblingsjünger Jesu und für Auferstehung und Taufe. "Es scheint, als wäre der Boden verändert worden", sagt die zierliche Frau und deutet auf den Rest eines Kreises und unterbrochene Linien.
Der zuständige Bodendenkmalpfleger hält eine Datierung ins 13./14. Jahrhundert für möglich, Vergleichbares hat er in Deutschland noch nicht gefunden, informiert Gehrmann. Dann schwenkt sie zur Wand. Im richtigen Winkel angestrahlt, lassen sich Heiligendarstellungen erkennen.
Bis zur Instandsetzung nach 1990 war das Dach viele Jahre kaputt. Dadurch hatte der Innenraum erheblichen Schaden genommen. Kratzer an den Wänden deuten außerdem auf eine unvorsichtige Behandlung der Malereien hin. Vereinzelt sind die sonst kräftigen Rot-, Grün- und Gelbtöne verwaschen und verblasst. Aber die Bilder beeindrucken: Ranken in Karminrot auf dem Triumphbogen, Gott als farbenprächtiger Weltenherrscher an der Apsis-Wölbung.
Die Holzfiguren auf dem Flügelaltar strahlen von selbst. Der spätgotische Altaraufsatz aus der Zeit um 1500 wurde im Jahr 2002 gereinigt, konserviert und wieder aufgebaut. Zuvor war er, wegen der Dacharbeiten lange Zeit mit einer Plastikplane abgedeckt, im Chorbereich fast vergessen worden. Aus dem Abseits in den Mittelpunkt zurückgekehrt, ist der gut erhaltene und vollständige Altar heute das Schmuckstück der Riedebecker Kirche.
"Die Figuren sind weitgehend intakt", sagt Annegret Gehrmann und zeigt auf die Heilige Anna, die gemeinsam mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben dargestellt ist. "Anna Selbdritt" ist nicht der einzige Hingucker. Die Jesusfigur auf dem Altar stammt aus einer früheren Epoche, so die Vermutung.
Im Chorbereich ist eine Erinnerungstafel an Verstorbene einem knapp dreijährigen Jungen gewidmet: Friedrich Wilhelm von Stutterheim. Er soll im Jahr 1654 vor dem Altar begraben worden sein, verrät die Gedenkschrift.
Die von Innen und Außen imposante Kirche in Riedebeck birgt also noch einige Geheimnisse. Und auch wenn sich aus historischen Überlieferungen keine herausgehobene Stellung herleiten lasse, bleibe der Fakt der auffälligen Größe und Ausstattung. "Ein Experte schließt nicht aus, dass Riedebeck eine Sonderstellung in der nördlich/nordwestlichen Lausitz inne hatte", so Annegret Gehrmann.
Schon morgen können sich Kunst- und Musikinteressierte von den Riedebecker Reichtümern überzeugen. "Gospel & Friends" werden ihre regionale Konzertreihe in der Kirche abschließen. "Die Akustik ist hervorragend", schwärmt Gehrmann. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.
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