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2016 Reformationstag

LR 1. November 2016

Martin Luthers Wandel zum Mönch

Reformationstag 2016

Mehrere Hundert Menschen folgten Martin Luther (Volker Strauch), Katharina von Bora (Kerstin Strauch) und Philipp Melanchthon (Martin Nikolitsch) von Szene zu Szene, wie hier auf dem Weg zum Schauplatz der historischen Gewitterszene, als der junge Luther (Hardy Schulze, l.) gelobte, ins Kloster zu gehen. FOTO: B. Keilbach

 

Luckau. Mit einem Regionalgottesdienst haben die Pfarrgemeinden Luckau, Luckau-Land, Golßen und Langengrassau den gestrigen Reformationstag begangen. Im Anschluss erlebten Gottesdienstbesucher an verschiedenen Orten der Stadt historische Szenen aus der Jugendzeit des Reformators. Birgit Keilbach / bkh1

Ein Jahr vor dem 500-jährigen Jubiläum des historischen Thesenanschlags durch Martin Luther an der Wittenberger Stadtkirche erinnerte Pfarrer Martin Nikolitsch an den entscheidenden Vers aus dem Römerbrief. Die Erkenntnis, "dass der Mensch gerecht werde, ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben", wurde ein zentrales Element der von Martin Luther angestoßenen Reformation der Kirche. Auch in der heutigen Zeit sei es oft so, dass der Wert des Menschen sich danach bemesse, was er tut oder welchen Nutzen er anderen bringe. "Wir übertragen unsere eigenen Maßstäbe auf Gott. Aber das ist ein großer Irrtum", sagte Martin Nikolitsch. Mit dem radikalen Leistungsanspruch der heutigen Zeit sei auch der Blick für das Geschenkte im Leben weitgehend verloren gegangen, sowie für das Geschenk des Lebens selbst. Er forderte zum Nachdenken auf, über Großmut und bedingungslose Liebe gegenüber anderen Menschen, wie die von Eltern zu ihrem Kind.

Diese elterliche Liebe war allerdings auch im Hause Luther durchaus mit Anforderungen an den jungen Martin verbunden. Das erlebten die Gottesdienstbesucher und zahlreiche weitere Zuschauer im Anschluss anschaulich in verschiedenen Szenen.

"Der Junge wird Jura studieren", legte Bergwerksbesitzer und Vater Hans, dargestellt von Luckaus Bürgermeister Gerald Lehmann, eindeutig fest. Martin, verkörpert von Hardy Schulze, fügte sich. Doch in seinem Innersten fühlte er wohl schon eine ganz andere Bestimmung, was sein Bruder Jakob, dargestellt von Krankenhausseelsorger Johannes Lorenz, salomonisch in Worte fasste: "Der Herr wird unsere Wege bestimmen." Weitere kurze Spielszenen bildeten eine Rückblende in Luthers Jugend, über die der erwachsene Martin Luther (Pfarrer Volker Strauch), mit seinen engsten Weggefährten Philipp Melanchthon (Pfarrer Martin Nikolitsch) und Johannes Bugenhagen (Pfarrer Frank Gehrmann) philosophierte. An der Stadtmauer erlebten die Zuschauer, was Luther schließlich bewog, das Studium der Rechtswissenschaften abzubrechen und ins Kloster zu gehen. Während eines Gewitters, das die Christenlehrekinder von Katechetin Carola Graßmann gut hörbar inszenierten, kniete der junge Luther nieder und flehte die Heilige Anna an, ihn zu verschonen. "Ich will Mönch werden", rief er mit erhobenen Armen gen Himmel.

"Das ist lebendige Geschichte und ganz toll gemacht", war die Lübbenauerin Gabriele Pfau begeistert. Viele Menschen wüssten heute gar nicht mehr, was die Reformation sei und warum sie gefeiert werde. Deshalb sollte diese Darstellung auch beibehalten werden, "denn das ist einmalig", sagte Rosemarie Lott aus Langengrassau. Auch die Luckauerin Doris Richter war von dem Schauspiel sehr angetan. "Es hat gezeigt, dass auch damals schon die Eltern hinterher waren, dass die Kinder etwas Vernünftiges studieren. Ihr Mann Norbert war erstaunt, "wie viele Leute dieses Jahr gekommen sind, bestimmt doppelt so viele wie 2015", schätzte er ein. Ursula Knoll aus Gießmannsdorf gefiel auch die Predigt. Sie habe Anregung zum Nachdenken gegeben, "ob man etwas Gutes tut, ohne gleich im Hinterkopf zu haben, ob es einem etwas nützt." Als Katholik verfolge er diese anschauliche Reformationsgeschichte schon seit sechs Jahren mit, erzählte Ernst Steppan aus Golßen. Für das kommende Jahr wünsche er sich, das Reformationsjubiläum als ein großes gemeinsames christliches Fest zu feiern.

Zum Thema:
Martin Luther wurde am 2. Juli 1505 nahe dem Dorf Stotternheim bei Erfurt von einem Gewitter überrascht. Auf dem freien Feld suchte er unter einem Baum Schutz, als ein Blitz einschlug. In Todesangst rief er die Heilige Anna an und gelobte, ein Mönch zu werden. Am 17. Juli 1505 trat er in das Augustinerkloster ein, damals die strengste Mönchsgemeinschaft von Erfurt. Östlich von Stotternheim erinnert ein Lutherstein an die Legende vom Blitzschlag. bkh1