2016 - Kirchenkino regt Nachdenken an
LR 18. Januar 2016
Kirchenkino regt Nachdenken und Gespräche an
Seit 2003 alternatives Filmangebot in Langengrassauer Pfarrscheune
Einmal im Monat ist von September bis April Kirchenkino-Tag in der Pfarrscheune von Langengrassau. Filme, die sich mit den verschiedensten Fragestellungen im Leben beschäftigen, sind hier zu sehen. Das Angebot findet regelmäßig guten Zuspruch und wird inzwischen um Dokumentarfilme ergänzt.
Pfarrer Frank Gerhmann begrüßte das Publikum zum ersten Kinoabend im neuen Jahr in der Langengrassauer Pfarrscheune.
Foto: Birgit Keilbach/bkh1 |
Im Oktober 2003 flimmerte der erste Film über die Leinwand. Dahinter habe damals die Idee gestanden, vor allem Jugendlichen in der Region ein anspruchsvolles zusätzliches Kulturangebot zu machen. "Doch es hat sich anders entwickelt", resümiert Pfarrer Frank Gehrmann. Vor allem Menschen der mittleren und älteren Jahrgänge kämen regelmäßig ins Kirchenkino. "Wir haben damit ein Publikum gefunden, das anspruchsvolle Filme sehen und anschließend darüber reden möchte", sagt der Pfarrer. Im Herbst dieses Jahres wird der 100. Film über die Leinwand in der Pfarrscheune flimmern.
Neben Spielfilmen zu verschiedensten Themen, wie deutsche und internationale Geschichte, Umgang mit schweren Krankheiten oder Behinderungen, Tod, Einsamkeit, Biografien sowie Lebenswege von Menschen in verschiedenen politischen Systemen oder während gesellschaftlicher Umwälzungen gehören seit einigen Jahren auch Dokumentarfilme zum Angebot. Diese rückten brisante Themen in den Blickpunkt, zum Beispiel über die Ernährung in der Industriegesellschaft.
"Unser Anliegen ist es, mit dem Kino Menschen zusammenzuführen, damit sie sich über die Themen austauschen können und die Möglichkeit zur Meinungsbildung haben", erläutert Frank Gehrmann. Das schätze inzwischen eine ganze Reihe regelmäßiger Kinobesucher. Durchschnittlich finden sich 25 Zuschauer in der Pfarrscheune ein, "je nach Thema mit starken Schwankungen nach oben oder unten."
Dass Themen mit ernsthaftem Hintergrund nicht immer nur tragisch oder dramatisch verarbeitet sein müssen, zeigte der am Freitagabend gezeigte Streifen "Monsieur Claude und seine Töchter". Diese französische Komödie aus dem Jahr 2014, die auf humorvolle Weise Brücken über kulturell-religiös bedingte Gräben schlägt, lockte am Freitagabend rund 30 Zuschauer in die Pfarrscheune. "Das war richtig toll, der Film hat die ernste und aktuelle Thematik auf heiter-ironische Art rübergebracht", sagte der Luckauer Hans Lamich. Mit seiner Frau nutze er das Kinoangebot schon seit Jahren, "denn oft gibt es anschließend noch gute Gespräche", ergänzt er.
Zu den Stammzuschauern gehört auch Frank Schulze aus Zöllmersdorf. "Die Filme geben immer wieder Denkanstöße, passend zu aktuellen Themen, wie Massentierhaltung oder die Nahrungsmittelindustrie", zählte er Beispiele auf. Simone Franz aus Paserin schätzt es, "dass hier sinnnige Filme mit Hintergrund" gezeigt werden und hatte am Freitagabend ihre Tochter mitgenommen. Ihr gefiel nicht nur der Film. "Die Atmosphäre hier ist herzlicher als in den großen Kinos und dass eine Kirchengemeinde überhaupt so etwas macht, finde ich gut", beschrieb Sophie Franz ihren Eindruck vom ersten Kinobesuch in der Pfarrscheune.
Zum Thema:
"More than Honey", ein Dokumentarfilm über die Bedeutung und Gefährdung der Honigbiene, ist am Freitag, 5. Februar, zu sehen. Am Freitag, 26. Februar, steht "Jimmy's Hall", der in Irland während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren spielt, auf dem Programm. Beginn ist jeweils 19.30 Uhr in der Pfarrscheune in Langengrassau.