Reformationstag 2018
LR 31. Oktober 2018
Reformationsspiel in Luckau: Nach dem Thesenanschlag
Schauspieler und viele Helfer lassen die Ereignisse des Reformationstags lebendig werden. Von Andreas Staindl
Weiter geht’s zum nächsten Spielort. Das Reformationsspiel lockte gestern weit über hundert Leute nach Luckau. Gestern stand die Zeit nach dem Thesenanschlag im Mittelpunkt. FOTO: Andreas Staindl
Der Reformationstag ist gestern unter großem öffentlichen Interesse in Luckau gefeiert worden. Etwa 150 Leute waren erst in der Nikolaikirche und später an verschiedenen Stationen im Stadtgebiet dabei. Seelsorger und weitere Akteure der Region – darunter auch Luckaus Bürgermeister Gerald Lehmann (parteilos) – haben an die Zeit der Reformation erinnert. Sie spielten Szenen, die sich so oder ähnlich vor etwa 500 Jahren zugetragen haben könnten.
Zur Erinnerung: Martin Luther prangerte die Praxis des Ablasshandels an. Er wehrte sich gegen den Kauf von Ablassbriefen als Akt der Befreiung von Sünden. Der Prediger und Theologieprofessor mahnte die Behebung der Missstände an. Er schrieb Briefe an seine Vorgesetzten. Den Briefen legte er 95 Thesen bei. Die Thesen sollten Grundlage für wissenschaftliche Streitgespräche sein. Und genau diese soll, so die Legende, Luther an die Tür zur Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben.
501 Jahre ist das jetzt her. Mit seinen Thesen stieß Martin Luther die Reformation als eine kirchliche Erneuerungsbewegung an.
Doch was passierte nach dem Thesenanschlag? Das Interesse an einer Antwort, zumindest an Hinweisen, war in Luckau groß.
„Gespielt wird es deutlicher, als wenn man nur darüber liest“, sagt Rainer Pietsch aus dem Elbe-Elster-Kreis. Das Publikum durfte während der Veranstaltung prägende Höhepunkte der bewegenden Zeit von damals in Spielszenen nachvollziehen.
Diese Szenen wurden an verschiedenen Orten im Stadtkern dargestellt. Martin Meyer hatte die Besucher auf das Luther-Spiel zuvor in der Kirche eingestimmt. Luckaus Pfarrer stellte die Reformation während seiner Predigt in den Mittelpunkt. Der Geistliche machte deutlich, dass Luthers Lehre etwas mit dem heutigen Leben zu tun hat. „Auch heute noch machen Menschen ihr Geschäft mit der Angst. Die Bibel hilft uns, Zugang zu den Argumenten des Anderen zu finden. Martin Luther hat uns das freie Wort geschenkt. Er wollte, dass Menschen miteinander reden. Und, dass jeder eine persönliche Haltung zur Bibel findet, das Werk selbst prüft.“
Der Reformator war es auch, der die Bibel gemeinsam mit weiteren Theologen in die frühneuhochdeutsche Sprache übersetzte. Er vertraute dabei auf die heilsame Wirkung der Worte Gottes.
Weit mehr als Hundert Menschen waren am gestrigen Reformationstag neugierig darauf. Akteure der Kirche und weitere Mitstreiter schlüpften in die Rollen des Reformators und einiger seiner Weggefährten. Martin Meyer spielte Martin Luther, die Pfarrerin Alina Erdem aus Golßen seinen Weggefährten Philipp Melanchthon.
Der Superintendent Thomas Köhler schlüpfte in die Rolle von Karlstadt, der zum Kreis der Wittenberger Reformatoren zählte. Karlstadt stellte sich an die Spitze, weil sich Luther vor dem Reichstag in Worms verantworten und anschließend auf der Wartburg verstecken musste. Kaiser Karl V., gespielt vom Pfarrer i.R. Hubert Grapenthin aus Gießmannsdorf, wollte erreichen, dass Martin Luther seine Thesen widerruft.
Die Gäste verfolgten gespannt den geistigen Sprung in die Vergangenheit. Sie hörten auch von der vorgetäuschten Entführung des Reformators auf die Wartburg. Luther übersetzte dort im Schutz seines Gönners Friedrich des Weisen die Bibel ins Deutsche.
Die fiktive Schreibstube war vor dem Kreisarchiv aufgebaut. Luther soll dort der Legende nach ein Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben. In die Rolle des letzteren schlüpfte Thomas Worms.
Der Luckauer war es auch, der die Texte für die einzelnen Szenen geschrieben und Geschichtliches in eine heute verständliche Sprache umgesetzt hatte. Die Kostüme der Akteure stammen aus dem Fundus der TheaterLoge in Luckau. Mitarbeiter der Stadtverwaltung sicherten die Freiluft-Veranstaltung ab.
Das Reformationsspiel in seiner aktuellen Form gibt es seit dem Jahr 2011. Den Anstoß dafür gab die Katechetin Carola Graßmann. Sie fand es schade, dass der 31. Oktober vor allem bei Kindern nur noch als „Halloween“ bekannt ist. Schon 2010 führte sie mit dem Nachwuchs deshalb ein Lutherspiel auf. Inzwischen machen andere Seelsorger und zahlreiche Ehrenamtliche mit.
Eine Fortsetzung gibt es im kommenden Jahr, kündigte Martin Meyer an.