2018 - Glockenfest in Paserin
LR 1. Oktober 2018
Glockenfest - Ehrenrundfahrt für mittelalterliche Glocke
Die Glocke ist zurück in Paserin. Jürgen Derer fährt sie durch das Dorf, etwa 30 Bürger und der Pfarrer Frank Gehrmann folgen. Foto: Andreas Staindl
Paseriner empfangen ihr saniertes Kirchengeläut mit einem kleinen Fest. Von Andreas Staindl
Die mittelalterliche Glocke ist zurück in Paserin (Heideblick). Sie wurde repariert und erneuert, erhält jetzt wieder ihren Platz im Turm der evangelischen Kirche des Dorfs. Die Walter Glockenläuteanlagen und Turmuhren KG aus Uckro führt die Montagearbeiten aus. Saniert und restauriert wurde die Bronzeglocke in Nördlingen (Bayern). Die dortige Glockenschweißerei ist das einzige Unternehmen weltweit, das sich auf das Schweißen von Kirchenglocken spezialisiert hat. Es hat auch die Glocke aus Paserin wieder flott gemacht.
Am Sonntagnachmittag wurde sie während des Erntedankgottesdienstes vor der Kirche begrüßt. Zuvor drehte sie eine Ehrenrunde durch das Dorf, begleitet von etwa 30 Bürgern und Pfarrer Frank Gehrmann. Jürgen Derer saß stolz auf seiner Zugmaschine, den Hänger mit der geschmückten Glocke hintendran. „So etwas erlebt man nur einmal im Leben“, sagt er, und ist sich des außergewöhnlichen Ereignisses und „der wertvollen Fracht“ bewusst.
Die Bronzeglocke stammt aus dem Jahr 1514 und damit aus dem Mittelalter. Ihr unmittelbar gegenüberzustehen, sie sogar anfassen zu dürfen, ist schon seit Generationen nur wenigen Menschen vergönnt. „Das ist schon etwas Besonderes und von historischer Bedeutung“, sagt Roswitha Conrad, die den Erntedankgottesdienst inklusive der Begrüßung der Glocke mit vorbereitet hatte. Ob das wieder flott gemachte Klangdenkmal weitere 500 Jahre im Glockenturm hängt, ist nicht zu beantworten. Auch nicht, ob und wann es vielleicht schon einmal abgenommen und ausgebaut wurde. Ohne Sanierung jedoch konnte der historische Klangkörper nicht mehr genutzt werden. Die Glocke war gerissen, musste geschweißt, Klöppel und Kronenhenkel mussten erneuert werden, der Anschlagring wurde neu aufgetragen.
Seit etwa zwei Jahren durfte die beschädigte Glocke aus Sicherheitsgründen nicht mehr geläutet werden, wie Friedlinde Pundrich vom Gemeindekirchenrad sagt. Zu hören war seitdem nur noch ein Duett der beiden anderen Kirchenglocken im Gotteshaus in Paserin. Jetzt ist das Trio wieder komplett. 19 000 Euro kostet das gesamte Projekt, wie Pfarrer Frank Gehrmann sagt. Der Kirchenkreis Niederlausitz und der Landkreis Dahme-Spreewald haben sich ihm zufolge ebenso an der Finanzierung beteiligt wie die Kirchengemeinde vor Ort. Zudem helfen Spenden. 1800 Euro seien derzeit bereitgestellt worden – etwa über den Förderkreis „Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz“.
Weitere finanzielle Hilfen sind gern willkommen, und wie Frank Gehrmann sagt, auch noch nötig. Nicht nur die finanzielle Sicherstellung, sondern auch der praktische Teil des Projekts hielt einige Herausforderungen bereit. Um die Glocke auszubauen, mussten Zwischenböden im Turm entfernt und die Tür verbreitert werden. Wenn der Klangkörper wieder am alten Standort montiert ist, hängt er an einer neuen Aufhängung. Zudem wird eine neue elektronische Glockenläutanlage installiert.
Thomas Walter von der Glockenläutanlagen und Turmuhren KG Uckro stellt die Anlage ein. Dann ist wieder der alte, ursprüngliche Klang zu hören, wie Frank Gehrmann sagt. Er geht davon aus, dass die Kirchenglocken in Paserin künftig immer mittags und natürlich zu besonderen Anlässen wie Gottesdiensten erklingen. Die Bronzeglocke in Paserin ist nach Zieckau und Kümmritz (beide Stadt Luckau) die dritte mittelalterliche Glocke in der Region, die in diesem Jahr saniert wurde, wie Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises „Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz“, e.V. sagt.